Dienstag, 10. Dezember 2013

Nimbus und Negativ-Symbolik – zum gewaltsamen Ende der Diktatoren Saddam Hussein, Ceausescu und des Hasspredigers Osama bin Laden. Helden“-Mythen und ihre Entzauberung – zur Macht der Bilder

Nimbus und Negativ-Symbolik – zum gewaltsamen Ende der Diktatoren Saddam Hussein, Ceausescu und des Hasspredigers Osama bin Laden.

Helden“-Mythen und ihre Entzauberung – zur Macht der Bilder



Was ist ein Heiliger ohne den Heiligenschein?
Ein Profaner,
ein Mensch?

Die Welt erinnert sich:

Der "große Held" Saddam Hussein,
der selbst erklärte Verfechter der Sache der Palästinenser, ja aller Araber,
wird aus einem Loch gezerrt,
entstellt, gebrochen, gedemütigt.

Die Selbstherrlichkeit des irakischen Despoten,
der Scud- Raketen nach Israel losschickte,
der – in einem Akt von Hybris -die Supermacht USA militärisch herausforderte,
obwohl feststand, dass er ihr technologisch-militärisch nie gewachsen sein konnte,
war auf einmal dahin.

Hatte man den Gescheiterten gar selbst in das Loch gesteckt,
um ihn vor laufender Kamera dort heraus zu zerren?
Um ihn vor der Welt ein letztes Mal vernichtend zu demütigen?

Vielleicht!
Jedenfalls das Bild ging um die Welt – und es wirkte.

Dann wurde Diktator Saddam Hussein gehängt,
aufgeknöpft wie ein Dieb.
Auch dieses Bild verbreitete sich - beabsichtigt oder nicht - und wirkte!

Die Botschaft dahinter – wer sich mit einer Supermacht anlegt, dem wird es ergehen wie Saddam Hussein.

Parallelen zum gewaltsamen Tod Osama bin Ladens drängen sich auf.

Der Radikal-Islamist und Al- Kaida- Führer Osama bin Laden, nach weit verbreiteter Überzeugung verantwortlich für die Anschläge vom 11. September mit mehr als 3 000 Opfern , hat der USA vielleicht sogar mehr geschadet als Saddam Hussein.

Nun hat ihn die Supermacht – nach eigener Aussage in einem Akt der „nationalen Selbstverteidigung“ endlich zur Strecke gebracht.

Doch diesmal verweigert man der Welt die Bilder,
vielleicht deshalb, weil sie auf die „Methode“ verweisen und auf das schmutzige Töten dahinter jenseits von recht und Gesetz.

„Wanted – dead or alive!“

So lautete der Aufruf – wie einst im Wilden Westen.

Archaisches Vorgehen war wieder angesagt,
diesmal im Auftrag einer Demokratie,

obwohl man im westen den gleichen Archaismus den finster rückständigen Ajatollahs im Iran vorwirft,
die den Tod eines Salman Rushdie
oder gänzlich unbekannter Karikaturisten einfordern.

Wer sich mit der Staatsmacht anlegt,
mit der Staats-Religion,
der riskiert sein Leben.

So ist das immer noch im Iran,
in Libyen,
so ist das in Syrien,
so ist das aber auch in anderen autoritären und totalitären System der Welt,
wo der Einzelne untergeht, wenn er die Mächtigen herausforder – so oder so.

Wenn kümmert es, wenn in der Ukraine ein „kritischer Journalist“ verschwindet,
wenn in Libyen ein Kriegsberichterstatter von Scharfschützen der Machthaber erschossen wird?

Wenn drastische Bilder fehlen, erscheint die Sache weniger schlimm, das sich die Öffentlichkeit „kein Bild „ von der Sache mache kann.

Deshalb werden in China Dissidenten, Oppositionelle, kritische Künstler für Jahre weggesperrt.

Bilder gibt es nicht.
Denn:

Aus Bildern werden Symbole.

Und eine Negativ-Symbolik kann sich verheerend auswirken,
zum Bumerang werden
und das Gegenteil vom dem bewirken, was angestrebt, was intendiert wurde.

Das weiß man in den USA – deshalb soll es diesmal keine Leichen- Bilder geben!

Denn sie wirken nach - sie schüren Emotionen,
sie fördern Hass und den Fanatismus der Vergeltung!
Rache!

Man erinnert sich:

Der tote Despot „ Nicolae Ceausescu“ – exekutiert in einer Lache Blut.
Schrecklich – und bestimmt nicht gerecht, denn es hätte ein „Tribunal“ geben können.

Ceausescu hätte Rechenschaft ablegen sollen und müssen für das, was er politisch zu verantworten hatte,
für das Securitate- System,
für Terror gegen das eigene Volk. Gegen Andersdenkende.

Doch nein.
Er musste sterben, damit er nicht aussagen konnte,
damit er nicht andere Systemfunktionäre und Mitwirkende aller Art belasten konnte.

Ceausescu starb aus Gründen der Staatsraison.

Zurück blieb ein ungutes Gefühl – der Hinweis auf Lynchjustiz,
auf Rechtlosigkeit und auf ein Folgesystem des Kommunisten Ion Iliescu,
das nicht viel demokratischer agierte als die kommunistischen Vorgänger unter Ceausescu.

Auch im Irak versagte die intendierte „Demokratie“ – Bürgerkrieg mit ungezählten Toten Tag für Tag machte sich breit.
In Libyen wird es nicht anders sein.


Die Verantwortlichen in der US-Regierung sind gut beraten, nicht den Archaismen mittelalterlicher Kleriker zu verfallen.

An vollständiger Aufklärung führt kein Weg vorbei.

Das Deuteln und Zurechtbiegen von Versionen, wie was gewesen ist,
bringt die Sache nicht weiter –
das führt nur dazu, dass weitere Verschwörungstheorien ins Kraut schießen,
die Bürger verunsichert werden und neue, schwer destruierbare Helden-Mythen entstehen,
die Hass, Spaltung, Vernichtung und neuen Terror nach sich ziehen.

Der Terrorismus fanatisierter Selbstmord-Attentäter wird möglich,
wenn die un-geistige Saat dazu gelegt wurde,
wenn die Gehirne der Agierender vergiftet und umnebelt wurden.

„Vom Mythos zum Logos“ – heißt die Devise
Und nicht
„Zurück in die fisteren Katakomben des Mittelalters und der Inquisition“.

In den USA wurden sogar prominente Stimmen laut, die zur Liquidierung von Wikileaks-Mitbegründer Julian Assange aufriefen.

Das darf nicht sein,

auch wenn die Wikileaks-Veröffentlichungsaktion den Interessen der Supermacht USA geschadet hat.

Krieg ist Krieg – und Krieg ist jenseits aller Moral.

Aber in Friedenszeiten in einer Demokratie muss die Sicherheit eines Aufklärers staatlich garantiert und gesichert sein, auch wenn er sich aufklärend mit der Staatsmacht anlegt.

Heute stören Journalisten, freie Blogger –
Und morgen?

Das „kritische Potenzial“ in der Bevölkerung der westlichen Demokratien darf nicht eliminiert werden, indem man Kritiker mundtot macht, sie gar physisch auslöscht.

Hinter der Meinungs-Diktatur lauert oft die echte.

Foto: Carl Gibson

Präsident und KP-Chef Nicolae Ceausescus Palast in Bukarest.

Ceausescu baute wie die Pharaonen an seinem Nachruhm - 

Gemessen an Tyrannen wie Saddam Hussein war Ceausescu nur ein schäbiger Despot,

aber - bei aller Dämonisierung und nachträglichen Beschimpfung - war er kein blutiger Gewaltherrscher, der politische Gegner eigenhändig exekutierte.

Auch konnte die "Securitate" im Land etwa dem syrischen Geheimdienst in einer der repressivsten Diktaturen der Welt lange nicht das Wasser reichen. 


©Carl Gibson

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